Notfälle aus Sicht der Crew

Einleitung

Ein medizinischer Notfall an Bord ist immer Teamwork. 

Die gesamte Crew ist immer bemüht, jeden Notfall an Bord im Sinne des erkrankten Passagiers, aber auch der anderen Passagiere, bestmöglich abzuwickeln.

Das Bodpersonal wird regelmäßig in Erste Hilfe Massnahmen geschult. Nur wenn seine medizinische Kompetenz nicht mehr ausreicht, wird an Bord befindliches medizinisches Personal um Hilfe gebeten. FlugbegkleiterInnen unterstützen jeden Ersthelfer optimal, sollen jedoch im Stress einer Notfallintervention nicht mit Pflegepersonal verwechselt werden. Das Bordpersonal darf verfügbares medizinische Equipment zur Verfügung stellen, jedoch keine weiterreichenden medizinischen Tätigkeiten ausüben.

Es ist auch wichtig zu verstehen, dass nicht alles, das medizinisch indiziert ist, auch fliegerisch durchführbar ist. Deshalb ist eine gute Kommunikation mit der Crew und v.a. mit dem Kapitän notwendig und ausdrücklich erwünscht.

Flugplanung

Vor Flugantritt werden für jede Flugstrecke alternative Flughäfen eingeplant, die im Falle eines Notfalls angeflogen werden können. Diese "Alternates" liegen in unterschiedlichen Maximalentfernungen von der jeweiligen Flugposition:

  • Kurzstrecke etwa 30 bis 60 Minuten
  • Mittel-, Langstrecke etwa 60 bis 180 Minuten
  • Ein ETOPS Alternate kann bis zu drei Stunden entfernt liegen (ETOPS steht für "Extended-range Twin-Engine Operational Performance Standards")

Diese Zeit muss also unter Umständen überbrückt werden, bis einem schwer erkrankten Flugpassagier am Boden geholfen werden kann.

Verantwortung

Die Letztentscheidung und die Gesamtverantwortung trägt immer der Kapitän. Der Arzt kann zwar eine Empfehlung aussprechen, wie etwa "Patient muss rasch intensivmedizinisch betreut werden!", die Entscheidung der Piloten hängt jedoch auch von anderen wichtigen Kriterien ab:

  • Infrastruktur der Piste, z.B. deren Länge
  • Topographie, z.B. Gebirge
  • Zivil- oder Militärflughafen
  • Flugplatzzertifizierung für aktive Piloten z.B. Innsbruck
  • Anflugverfahren, welches notwendig sein könnte, z.B. Landung auf Sicht
  • Minimum Equipment List (jeder Start erfordert gesetzlich das Vorhandensein minimaler Anzahl von Ausrüstungsgegenständen, z.B. Anzahl der Sauerstoffflschen, die nicht unterschritten werden darf)

Entscheidungsfindung

Grundlegend findet eine Entscheidung immer im Team und immer unter Einbezug des FORDEC-Modells statt:

  • Facts
  • Options
  • Risks
  • Decision
  • Execution
  • Check

Med Aire

Med Aire ist ein "Internationales SOS Call Center“ mit medizinisch geschultem Personal im Hintergrund. Über Textnachrichten (Kurzstrecke) bzw. über das SAT Telefon kann aus dem Cockpit Verbindung aufgenommen und Unterstützung in Anspruch genommen werden.

Med Aire hilft sowohl bei medizinischen Fragen als auch bei der Suche nach einem geeigneten Flughafen für eine Zwischenlandung aus medizinischen Gründen.